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Stellungnahme zur Replik des Fraunhofer-Instituts

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass die Hauptthese meiner Studie - nämlich die Tatsache, dass der erhöhte Strombedarf durch die E-Mobilität in den bisherigen Studien nicht berücksichtigt wurde – nicht angezweifelt wird. Dies bedeutet, dass die bisherigen Studien die Klimabilanz der E-Mobilität geschönt wiedergeben. Der einzige Punkt, der hier als Argument vorgebracht wird, ist die Tatsache, dass die Ausbauziele für erneuerbare Energien der Bundesregierung relativ sind, so dass ein höherer Strombedarf auch zu einem höheren Ausbau führt. Dies kann man aber nicht wirklich gelten lassen, da man in jedem Fall maximal ausbauen wird bzw. muss. Der schleppende Ausbau bei der Windenergie zeigt auch, dass es auf den tatsächlichen Ausbau und nicht auf die Pläne ankommt. Nun zu den einzelnen Punkten der Stellungnahme im Blog:

  • Sicher sollte man schon jetzt in alternative Antriebe investieren. Doch die E-Mobilität ist nicht nur wegen der zur Zeit schlechten Klimabilanz nicht der aussichtsreichste Kandidat. Wenn wir tatsächlich bald klimaneutral werden wollen, müssen wir erneuerbare Energien importieren, was in Form von Strom leider schwierig ist, siehe das Scheitern von Desertec 1. Daher sollte man die sehr hohen Investitionen, die für die Infrastruktur (und die Fahrzeuge) der E-Mobilität notwendig sind, zunächst einsparen und stattdessen in die Forschung  aussichtsreicheren Alternativen wie Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe investieren. Und natürlich muss man nicht alle Maßnahmen gleichzeitig ergreifen, schon gar nicht ohne die Kosten zu betrachten. Aus industriepolitischer Sicht müssen die deutschen Autohersteller ohnehin EVs entwickeln, weil Märkte wie China das fordern. Aber deshalb muss man sie nicht in Deutschland erzwingen.

  • Es ist richtig, dass Braunkohlekraftwerke schwer regelbar sind. Dennoch kann man selbstverständlich bei geringerem Strombedarf Braunkohlekraftwerke schließen. Wenn dies nicht möglich wäre, wäre die gesamte Energiewende ja zum Scheitern verurteilt.  Regeln kann man z.B. über Steinkohlekraftwerke, um dann Braunkohle en-bloc abzuschalten.

  • Dieses Argument ist nicht schlüssig: Wenn wir weniger Strom verbrauchen, können wir selber entscheiden, welche Kraftwerke wir abschalten und das sollten natürlich die Kohlekraftwerke sein. Wenn wir weniger Öl verbrauchen, wird der Öl-Import zurückgehen und das wird nicht zwangsläufig das „schmutzigste“ Öl sein. Zumal in Deutschland gar kein Fracking-Öl importiert wird.

  • Es wäre besser, wenn die Besitzer der PV-Anlagen ihren Strom einspeisen würden, um dadurch die Reduktion der Kohleverstromung zu beschleunigen. Der Punkt mit dem abgeregelten Strom ist richtig, jedoch quantitativ völlig vernachlässigbar. 2019 wurden in Deutschland 6482 Gigawattstunden abgeregelt, also 2,8% der erneuerbaren Energien. Davon waren allerdings nur 177 Gigawattstunden Solarstrom somit 0,076% der erneuerbaren Energien. Dies kann ja nun nie und nimmer die Klimabilanz des Elektroautos retten.

  • Es wäre ja zu wünschen, dass der Kohleausstieg möglichst früh gelingt. Allerdings wird dies mit steigender E-Mobilität immer schwieriger.

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